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Interview mit Philip von Have: Blue Farm und der Wandel zu besseren Produkten

Veröffentlicht am 30. Okt. 20236 min Lesezeit
Philip-von-Have-Omoro
Als führender Anbieter von Green IT und überzeugter Wegbereiter für nachhaltige Geschäftsmodelle und Kreislaufwirtschaft, laden wir richtungsweisende Unternehmen und Persönlichkeiten ein, sich mit uns zum Thema Innovation und Strategien zur Nachhaltigkeit auszutauschen. Wir möchten damit der nachhaltigen Wirtschaft und klimafreundlichen Initiativen eine Stimme verleihen und nach Nachhaltigkeit strebenden Unternehmen eine Inspirationsplattform bieten. Im Interview: Philip von Have, Gründer von Blue Farm, ein Lebensmittelanbieter der sich auf intelligente Lösungen für den Übergang von tierischem zu pflanzlichem Protein fokussiert und so intelligente und innovative Produkte herstellt die gesund und nachhaltig sind. Thomas Gros (Founder CEO von circulee): Welchen Beitrag zu einem nachhaltigen Planeten kann Blue Farm leisten und wie verfolgt Ihr dieses Ziel? Philip von Have (Gründer von Blue Farm): Nachhaltigkeit steht im Zentrum unseres Handelns. Wir glauben, dass ein Wandel zu einem nachhaltigeren Konsum maßgeblich durch die Verfügbarkeit besserer (= nachhaltigerer, jedoch gleichwertiger) Optionen und weniger durch Gewohnheitsänderungen oder dogmatische Vorgaben beim Konsumenten zu erreichen ist. So streben wir bei Blue Farm danach Produkte anzubieten, die in erster Linie gesund und lecker sind, auf der anderen Seite immer einen niedrigeren Fußabdruck, als die Benchmark-Produkte haben. Durch die konsumierte Menge der Hafermilchprodukte in unserer Community kann somit eine beträchtliche Menge CO2 Äquivalent eingespart werden. Ich möchte dabei aber auch betonen, dass auch wir natürlich noch nicht perfekt sind und unsere Wertschöpfungskette stetig hinterfragen und optimieren müssen. Wir hoffen jedoch durch unser Wirken auch andere Brands und Zielgruppen zu motivieren in diese Richtung zu schauen. Thomas: Was treibt Dich ganz persönlich an dieses Ziel zu verfolgen? Philip: Ich hatte um das Jahr 2016 herum meinen Moment, dass es wie gehabt nicht weitergehen kann. Als Unternehmer habe ich mich in einer Position gesehen, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die einen positiven Beitrag zu einem Konsumwechsel und zu mehr Nachhaltigkeit beisteuern können. Ein rein profitorientiertes Wirtschaften können wir uns nicht mehr leisten und ist auch nicht mehr zeitgemäß. Toll ist doch heutzutage, dass der Kunde nachhaltigere Produkte und Services annimmt und goutiert und sich somit Profit und Umweltschutz nicht mehr gegenseitig ausschließen. Als werdender Vater ist es mir zudem ein Anliegen den nächsten Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. Es ist an unserer Generation diesen Wandel einzuläuten. Das geht nur durch ein gemeinsames Wirken von Politik, Wirtschaft und Verbraucher. Thomas: Welche Herausforderungen siehst Du für eine nachhaltigere Consumer Packaged Goods (CPG) Industrie? Philip: In der CPG Industrie gibt es einige Hürden in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft, die jedoch alle nicht unüberwindbar sind. Zum einen sind heute konventionelle und weniger nachhaltige Produkte meistens noch günstiger in der Produktion und somit für den Kunden erschwinglicher. Nachhaltige CPG Produkte sind meistens auch Premium Produkte, jedoch wird sich dieser Trend über die Zeit bessern. Zudem gibt es weiterhin viel Aufklärungsbedarf auf Seiten des Kunden, so werden z.B. Papierbeutel mit Aluminium-Inlay von vielen aufgrund der Papierhaptik, als nachhaltiger angesehen, als voll recyclebares Monoplastik; ein Trugschluss. Auch werden viel zu häufig nicht die ökologischen Kosten des gesamten Produktlebenszyklus erfasst, was einige Produkte nachhaltiger erscheinen lässt, als sie es sind. Wir müssen hier durch kontinuierliche Aufklärung, aber auch einen gewissen Wissenshunger der Konsumenten, wegkommen von Scheinwahrheiten und hin zu mehr Transparenz und Klarheit. Jedoch ist auch uns bei der Analyse und Auswertung unserer eigenen Produkt-Carbon-Footprints aufgefallen, wie schwer einige Informationen zu erhalten sind und wie unterschiedlich gewisse Aspekte aufgrund von Regionalität und anderen äußerer Faktoren ausfallen. Ein einfache Formel gibt es nicht: Vielmehr müssen Unternehmen nach bestem Wissen und Gewissen ihre Wertschöpfungsketten optimieren und Kunden sich gut informieren und bewusst einkaufen. Die Politik sollte hier zudem noch bessere Rahmenbedingungen schaffen und nachhaltigeren Konsum inzentivieren, ohne den Kunden zu sehr einzuschränken. Durch ein gut durchdachtes Setzen von Schwerpunkten, Inzentives und Förderungen wäre hier viel möglich, ohne Kunden zu verärgern oder überfordern. Thomas: Welche Rolle können dabei „circular economy“ Modelle spielen? Philip: Circular Economy birgt sicher viel Potenzial, um große Bereiche dieser Industrie nachhaltiger zu gestalten. Sowohl in der Kosmetik, in der Mode, aber eben auch bei den Lebensmittelverpackungen. Wir haben beispielsweise mit der Forever-Bottle eine nachfüllbare Milchflasche entwickelt, die aufgrund der Tetra-Pak ähnlichen Öffnung ein gewohntes Schütt- und Konsumverhalten begünstigt und jährlich pro Kunde dutzende Getränkekartons ersetzt. Thomas Gros: Was würdest Du uns, dem circulee Team, mitgeben für den Kampf gegen Elektroschrott? Philip: Ihr seid auf dem richtigen Weg und setzt am richtigen Hebel an. In einer sich rapide digitalisierenden Welt zählt jedes Kilo Elektroschrott weniger!

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